Mit Service und Ideen punkten
Werkzeughändler sind wie andere Zulieferer von der Baukonjunktur abhängig. Wie geht es einem Spezialisten für Bodenleger-Zubehör? Das erfuhr bwd-Österreich Redakteur Thomas Mayrhofer im Gespräch mit Marc Weissengruber im Janser-Abholmarkt in Wien 23.
bwd Herr Weissengruber, für die Bauhandwerker
ziehen dunkle Wolken am Konjunkturhimmel
auf. Merken Sie diese Entwicklung
bereits bei Ihren Umsätzen?
Weissengruber Wir waren im Dezember
2022 deutlich pessimistischer, die Situation
bis Anfang Mai stellt sich zum Glück doch
besser dar als erwartet. Zwar berichten
manche Kunden von Auftragsrückgängen,
wir aber hatten trotzdem im ersten Quartal
ein Plus von sechs Prozent, was angesichts
des starken Vorjahres ein sehr gutes Ergebnis
ist.
Wie die Entwicklung im Gesamtjahr
sein wird, ist noch schwer abschätzbar. Weil
der Neubau sicher zurückgehen wird, hoffen
wir für unsere Kunden auf ein starkes
Sanierungsgeschäft. Davon können wir
profitieren, da hier neue Produkte, Verfahrensweisen
und Ideen gefragt sind.
bwd Wir sind hier in Ihrem Abhollager für
Wien und Umgebung. Wie läuft das Geschäft
an diesem Standort?
Weissengruber Unsere Abholmärkte sind
nicht nur bestens ausgestattet, wie hier auf
über 400 Quadratmeter und haben eine
gute Erreichbarkeit sowie Parkplätze vor
der Türe, sondern sind auch gleichzeitig ein
Beratungszentrum für alle Fragen rund um die Verarbeitung auf den Baustellen. Diese
Kompetenz können wir hier am Standort
seit über fünf Jahren ausspielen. Unsere
Kunden nutzen unser vielfältiges Angebot
an Produkten und Dienstleistungen rege.
bwd Janser steht seit Jahrzehnten für
Neuheiten, die das Arbeiten auf der Baustelle
erleichtern sollen. Welche Neuheiten
haben Sie derzeit in petto?
Weissengruber Wie auf der Bau in München
vorgestellt, bieten wir mit der „Kondor“ und „BS 580“ zwei neue Maschinen für die
Untergrundvorbereitung an, die sich durch
ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
auszeichnen.
Wir haben auch einen elektrischen
Handschaber mit Akku im Sortiment.
Außerdem ergänzen neue Geräte bei der
Feuchtemesstechnik unser Programm, die
nicht nur exakte Werte liefern, sondern diese
auch gleich per App automatisch dokumentieren.
Das spart dem Handwerker Arbeit
und sorgt für genaue Nachvollziehbarkeit.
Wir bieten aber auch ein neues System für das Abteilen von Arbeitszonen gegen Staubbelastungen mit Teleskopstangen und
Folien an, welches schnell von einer Person
installiert werden kann. Das ist nur ein kleiner
Ausschnitt aus unseren über 2.000 Katalogprodukten,
die ständig mehr werden.
bwd Bei Janser wird seit jeher auf Service
gesetzt, wie läuft die Reparatur- Abteilung?
Weissengruber Die Reparatur von Maschinen ist ein wichtiger Bestandteil unseres
Angebotes und nimmt ständig zu. Wir haben
im letzten Jahr die Servicierung von
Bona-Maschinen übernommen, das bringt
uns neue Frequenz in unseren Niederlassungen.
Für Lägler sind wir schon seit Jahren
im Reparaturgeschäft tätig, das läuft
auch sehr gut.
bwd Janser bietet auch Gebrauchtmaschinen
an. Wie hat sich dieses Segment entwickelt?
Weissengruber Unsere Gebrauchtmaschinen findet der Handwerker auf unserer
Homepage, die Nachfrage danach ist gut.
Wir verkaufen natürlich gerne neue Geräte,
aber die Gebrauchtmaschinen sind wie der Verleih für uns oft der Einstieg in neue Geschäftsbeziehungen,
daher forcieren wir
beide Bereiche.
Als zusätzlichen Service
bieten wir mit einem Partner zusammen Leasingangebote ab einem Maschinenwert von nur 500 Euro an. Diese werden einfach
und unkompliziert per App innerhalb kurzer
Zeit online abgewickelt. Das bringt uns
ebenfalls neue Kunden.
Weiters ist unser
Schärfdienst für viele Schneidwerkzeuge
ein wichtiger Service-Bestandteil, ebenso
wie der Einkauf über unseren Webshop, in
dem es immer wieder Sonderangebote
oder frachtfreie Lieferungen gibt. Dieses
Segment wächst langsam, aber stetig.
bwd Ihr Unternehmen steht für besseres
Arbeiten auf der Baustelle. Wie wichtig ist
das in Zeiten wie diesen?
Weissengruber Die gesamte Baubranche
lebt seit Jahren mit einem Facharbeitermangel,
der von Jahr zu Jahr größer wird.
Wir als Zulieferer wollen unseren Kunden
Systeme, Werkzeuge und Ideen an die Hand
geben, mit denen der Mitarbeiter am Bau
sich das Leben erleichtern kann.
Das geht
von effizienten Maschinen, die ergonomisch
gestaltet sein müssen, bis hin zu
Transporthilfen, mit denen man schwere
Lasten einfach und schnell mit einer Elektrokarre
auch über Stiegen bewegen kann.
All diese Maßnahmen dienen dazu, die vorhandenen
Mitarbeiter zu schonen und zu
entlasten, damit sie ihr Potenzial auch bis
zum Pensionsalter möglichst ausschöpfen
können. Dabei unterstützen wir unsere
Kunden bestmöglich.
bwd Stichwort „Unterstützung“ – welche
Schulungsangebote bieten Sie Kunden?
Weissengruber Wir bieten gerne Kurse in
unserem Schulungszentrum in Ladbergen
bei Düsseldorf an, wo wir beste Möglichkeiten
für alle Themen haben. Das wird trotz
der Entfernung auch von österreichischen
Firmen angenommen, die dann für ein oder
zwei Tage auch Spezialthemen bei uns buchen
können. Wir haben für jedes Problem
nicht nur die Lösung, sondern zeigen das
auch in der Praxis gerne direkt auf den Kundenbaustellen.
Das ist uns sehr wichtig,
denn damit können wir unsere Kunden
nicht nur unterstützen, sondern auch im
positiven Sinn an uns binden. Mittlerweile
haben wir über 6.000 Kunden alleine in Österreich
und es werden jedes Jahr mehr.
bwd Manchmal gehen Kunden in Konkurs
oder schließen ihr Unternehmen, weil sie
keinen Nachfolger haben. Ist das ein großes
Problem?
Weissengruber Mit Konkursen von Kunden
sind wir kaum bis gar nicht betroffen. Sorge
macht uns die Nachfolge im Handwerk. Es
kommt immer wieder vor, dass Handwerksbetriebe
schließen, weil keine Nachfolger
bereit sind, das Geschäft zu übernehmen.
Gleichzeitig gibt es aber auch Firmenneugründungen,
die diese Nachfolgeproblematik
mildern. Der Mangel an qualifizierten
Mitarbeitern wird sicherlich noch zunehmen,
das beschäftigt unsere Kunden stark.
Hier wollen wir helfen, mit den vorhandenen
Mitarbeitern effizienter zu arbeiten, um
höhere Flächenleistungen zu ermöglichen.
bwd Sie sind auch für andere Auslandsmärkte
zuständig. Wie entwickelt sich dort
das Geschäft?
Weissengruber Wir sind ja in Österreich
stark aufgestellt, dort sind Marktanteilsgewinne
eher schwer. Außerdem sind wir in
Ungarn und Slowenien gut unterwegs und
auch in Italien, wo wir 2018 begonnen haben.
Dort läuft es nach dem Corona-Durchhänger wieder besser, weshalb ich
aufgrund der Größe des Landes ein gutes
Potenzial sehe, das es zu nutzen gilt.
Allgemein
gesagt können wir unsere Zuwachsraten
nur in diesen Ländern und mittelfristig
auch mit den anderen Balkanländern erreichen.
Dort führen wir derzeit gute Gespräche
mit neuen Händlern vor Ort.
bwd Wie sehen Sie die Zukunft für Ihr Unternehmen?
Weissengruber Die Zeiten werden sicher
nicht einfacher werden. Wir müssen nach
den Jahren des Baubooms wieder eine Balance
zwischen Optimismus und Pessimismus
finden und einfach konsequent unseren
seit Jahrzehnten bewährten Weg weiter
beschreiten.
Der Personalmangel bei unseren Kunden
zwingt zu mehr Effizienz. Dabei werden wir
unseren Kunden helfen, indem wir Probleme
am Bau aufgreifen und praxisgerechte
Lösungen finden. Oft ist damit auch ein Zusatzgeschäft
verbunden. Ich danke dabei an
unser Abdeckvlies, mit dem einige unserer
Kunden nicht nur ein lukratives Zusatzgeschäft
erzielen, indem sie die Böden nach
der Verlegung schützen, sondern damit
auch ihren Kunden einen Zusatznutzen
bringen, weil es keinen Ärger mehr mit Beschädigungen
gibt.
Genau solche Ideen
müssen wir ständig aufgreifen und in den
Markt bringen. Unser Motto heißt „Frequenz
durch Service“, das bringt uns Zusatzumsätze
und damit Wachstum. Das bedeutet aber
auch tagtägliches Forschen und Hinterfragen,
was wir für unsere Kunden besser machen
können. Diese Arbeit wird uns nie ausgehen.
bwd Wir danken für das Gespräch und
wünschen weiterhin viel Erfolg.